© C.Holzgrefe

Was Kinder im Kindergarten lernen

Zwölf Beispiele für Lernerfolge im Kindergarten, die vielleicht nicht gleich ins Auge springen dafür Kinder aber umso wirkungsvoller in ihrer Entwicklung unterstützen.

Du bist mir wichtig

ln der altersgemischten Gruppe erleben sich Kinder mal groß, mal klein, mal stark, mal helfend, mal Hilfe suchend …
Solche eigenen Erfahrungen sind die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und verantwortliches Handeln.

Ich habe Interesse
Kinderfragen werden aufgegriffen. Zusammen macht man sich auf die Suche nach Antworten. Wo Kinder in ihren
Interessen ernst genommen werden, entwickeln sie Freude am Lernen und Entdecken.

Ich begreife
Kinder lernen ganzheitlich. Sie wollen die Dinge nicht nur anschauen oder darüber reden. Sie wollen sie anfassen,
daran riechen, schmecken, befühlen, damit experimentieren. Das ist im Kindergarten erlaubt und wird gefördert.
Sinneswahrnehmungen sind die Grundlage für ein differenziertes Vorstellungs- und Denkvermögen. Deshalb haben
Kinder zwar häufig schmutzige Hosen und klebrige Hände. Aber nur so machen sie all die Erfahrungen, die sie später
einmal in die Lage versetzen, in der Schule mit zu denken und Zusammenhänge gedanklich nachvollziehen zu
können.

Ich kann etwas
Sich selbst an- und ausziehen – die Schuhe selbst binden – darauf achten, dass der verlorene Hausschuh wieder
gefunden wird – das verschüttete Getränk selbst aufwischen. Das sind die kleinen Schritte zur großen
Selbstständigkeit.

Das will ich wissen
Die Triebfeder zum lernen ist die Neugier. Und neugierig sind Kinder ganz gewaltig. Dies ist im Kindergarten
erwünscht und wird auch unterstützt.

Ich traue mich
Mit dem Messer schneiden, sägen, auf Bäume klettern Kinder wollen die Dinge “echt” tun und nicht nur im Spiel. Im
Kindergarten dürfen Kinder kochen, backen, werken, pflanzen, eigene Ideen verwirklichen …
Zutrauen macht stark und motiviert.

Ich habe eine Idee
Bilder malen, werken, gestalten, musizieren, im Sand spielen, Geschichten  spielen und erfinden… Der Kindergarten bietet  Zeit, Möglichkeiten und Freiheit  für eigene Ausdrucksformen. Dabei entwickeln Kinder Eigeninitiative und Fantasie, verfolgen ihre Ideen, finden eigene Wege und Lösungen,  werden  erfinderisch und kreativ.

Das mache  ich gern

Kindergartenalltag orientiert sich am Bedürfnis der Kinder. Besondere Bedeutung  kommt dabei dem Spiel zu. Spielen macht  Spaß, und was Spaß macht, das machen  Kinder  mit  ganzem  Herzen. Zeit zum Spielen ist Zeit, in der Kinder einer Sache mit  Konzentration nachgehen und dabei Ausdauer  und Durchhaltevermögen entwickeln.

Ich gehöre dazu
Mit anderen  zusammen sein, heißt für Kinder  vor allem  mit  anderen  spielen. Gemeinsames Spielinteresse  verbindet. Im Spiel planen  Kinder  miteinander, setzen  sich auseinander, lernen  sich behaupten, finden  Kompromisse, schließen Freundschaften …

Ich habe was zu sagen
Einen Streit  miteinander klären erzählen, was man erlebt hat zusammen einen Ausflug planen nach der eigenen Meinung gefragt werden sagen können, was man will und was man nicht möchte: Das macht  stark. Wer sich sprachlich ausdrücken lernt, kann sich mit anderen verständigen, wird nicht überhört oder übergangen.

Ich habe eine Aufgabe
Im Kindergarten übernehmen Kinder  Aufgaben in der Gemeinschaft. Den Tisch decken, nach dem Spiel zusammen aufräumen, dem anderen  beim  Anziehen helfen, im Garten ein Beet anpflanzen und pflegen, sich um ein neues Kind kümmern …
ln vielen  kleinen Handlungen lernen  Kinder, Verantwortung für einander und für eine gemeinsame Sache zu übernehmen.

Du wirst mir vertraut
Im Kindergarten treffen Kinder  aus verschiedenen Elternhäusern, mit  unterschiedlichen familiären, kulturellen und nationalen Hintergrund zusammen. Was sich gesellschaftlich noch schwierig gestaltet, wird  hier “im Kleinen” oft schon  selbstverständlich voneinander erfahren und miteinander gelebt.


Aus: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik – Ausgabe 6/98